Vorbereitung
Nachdem die Hardware beschafft und, wie im vorhergehenden Dokument beschrieben, zusammengebaut wurde, kann der Raspberry Pi jetzt in Betrieb genommen werden. Noch ein letzter Check:
- Prüfung der Verkabelung: Tastatur, Maus, LAN-Kabel, Monitor und Stromversorgung
- SD-Karte mit Image in den Pi einstecken
- Monitor einschalten
- USB-Stromversorgung am Pi einstecken (Microstecker)
Der Rechner beginnt jetzt seinen Bootvorgang.
Bootvorgang und Erstkonfiguration
Der Bootvorgang dauert etwa 2 Minuten, auf dem Monitor sind viele Textmeldungen zu sehen:
Beim ersten Login wird automatisch ein Konfigurationsprogramm gestartet, das ohne Linux-Kenntnisse eine schnelle und sichere Konfiguration des Pi gestattet:
Mit Hilfe dieses Skripts kann ein Linux-Neuling die wichtigsten Konfigurationen ohne große Grundkenntnisse vornehmen. Später kann man diese Einstellungen auch direkt mit Linux-Kommandos vornehmen.
Root Partition erweitern
Das Raspbian-Image ist für SD-Cards mit 2GB ausgelegt. Verwendet man eine größere SD-Card, wird der restliche Platz nicht genutzt. Mit Hilfe dieser Option
wird das Filesystem automatisch angepasst. Es sind keine weiteren Benutzereingaben erforderlich. Anschließend ist ein Reboot erforderlich. Bei Verwendung einer 32GB-Karte hat die Filesystem-Erweiterung etwa 30 Minuten gedauert!
Overscan
Sind am Monitor schwarze Ränder zu erkennen, dann kann man mit dieser Option die Grafikkarte so einrichten, dass diese Ränder ausgeblendet werden:
Tastatur einrichten
Raspbian ist nach der Image-Installation auf ein englisches Keyboard eingestellt (QUERTY). Man kann die Tastatur auf ein deutsches Layout umstellen, indem man nacheinander folgende Optionen wählt:
Passwort ändern
Der Benutzer "pi" hat das Passwort "raspberry". Es sit nicht besonders sicher, wenn man es dabei belässt. Jeder Raspberry-Fan kan sich sofort am Rechner anmelden. Um es zu ändern, wählt man die Option:
Man muss das neue Passwort dann zweimal eingeben (und sich merken...)
Bediensprache ändern (Locale)
Die Spracheinstellungen beeinflussen unter anderem die Zahlendarstellung. Sie können geändert werden über diese Option:
Jetzt wird noch nach der Default-Einstellung gefragt. Hier wählt man die deutsche Konfiguration aus:
Zeitzone ändern
Die Zeitzone ist für das Deutschland folgendermaßen anzupassen:
RAM-Aufteilung ändern
Die 512MB RAM des Pi werden zwischen CPU und GPU aufgeteilt. Bei Konsolbetrieb (Terminal) ohne grafische Oberfläche, sollte die CPU mehr RAM erhalten, damit die Programme flüssig ablaufen. Bei grafikintensiven Anwendungen wie Spielen oder Videowiedergabe sollte die GPU mehr RAM erhalten:
Dies ist die Default-Einstellung, welche sich perfekt für Programmbetrieb ohne Grafik eignet.
CPU-Overclocking verändern
In der neuesten Version des Raspberry kann man CPU-Overclocking konfigurieren. Ermöglicht wird das dadurch, dass dder Kernel laufend die CPU-Temperatur misst und bei Bedarf die Clockrate nach unten setzt, wenn es zu heiß wird. Nach der Auslieferung ist diese ungefährliche Option voreingestellt:
Man sollte bedenken, dass die CPU nicht alleine für die Geschwindigkeit des Systems verantwortlich ist. Eine schnelle SD-Karte beschleunigt den Betrieb sehr stark! Die CPU kann eine kürzere Lebensdauer haben, wenn sie übertaktet wurde. In den Foren liest man die Empfehlung, maximal den Mode "High" zu verwenden. Der Einsatz von Kühlkörpern für die Chips empfiehlt sich.
SSH einschalten
Mit dieser Option kann der SSH Server eingeschaltet werden, der den Zugriff über das Netzwerk ermöglicht (alphanumerisches Terminal, z.B. PuTTY):
Oberfläche nach dem Boot auswählen
Hier kann gewählt werden, ob der Raspberry Pi direkt nach dem Boot den Lightweight Desktop LXDE starten soll. Das macht nur Sinn, wenn man an der Konsole immer grafisch arbeiten möchte. Beim Arbeiten übers LAN mit PuTTY macht das keinen Sinn.
Neueste Version von "raspi-config" laden
Hier kann man die neueste Version des Skripts raspi-config aus dem Internet laden. Das Netzwerk muss angeschlossen und funktional sein.
Jetzt wird ein Reboot durchgeführt, damit alle Änderungen wirksam werden. Bei den nachfolgenden Reboots wird raspi-config nicht mehr angezeigt, kann aber jederzeit über
sudo raspi-config
wieder aufgerufen werden.
Konsole
Nach Abschluß der Konfiguration wird bei den folgenden Boots nach der Anmeldung die Konsole angezeigt. Man meldet sich mit dem voreingestellten Benutzer an Raspbian an:
- Login: pi
- Password: rasperry (oder das neu gesetzte Passwort aus der vorhergehenden Konfiguration)
Der Kommando-Prompt ist das Zeichen, dass der Benutzer Eingaben vornehmen kann:
Der Prompt besteht aus mehreren Teilen:
pi | Angemeldeter Benutzername |
@ | "At", Begrenzung zwischen Benutzer und Hostname |
raspberrypi | Hostname des Pi im Netzwerk |
~ | Homeverzeichnis des Users (Abkürzung) |
$ | Promptbegrenzung |
Der grüne Block ist die Schreibmarke. Nach Eingabe eines Befehls ist die <Return>-Taste zu drücken.
Weitere Konfiguration
Upgrade
Bevor weitere Aktionen durchgeführt werden, sind das Betriebssystem und seine Bestandteile auf den neuesten Stand zu bringen:
sudo apt-get update
sudo apt-get upgrade
Update der Firmware:
sudo rpi-update
sudo ldconfig
sudo reboot
Jetzt muss noch die über DHCP erhaltene IP-Adresse herausgefunden werden, welche man für den späteren Betrieb der Terminalsoftware PuTTY benötigt:
ifconfig
Jetzt ist der SSH-Dienst bereit. Ab sofort kann man über das Netzwerk auf den Raspberry Pi zugreifen, z.B. mit PuTTY von einem PC aus (siehe nachfolgendes Dokument). Damit ist die Einrichtung des Raspberry Pi beendet und man kann damit arbeiten. In einem Folgedokument gibt es eine Liste von Linux-Kommandos als erster Anhaltspunkt für Eure weitere Arbeit.
Hostnamen ändern
Nach der Neuinstallation hat jeder Raspberry Pi den Hostnamen "raspberrypi". Wenn man mehrere Pi's hat, muss man den Namen anpassen, da er im Netz eindeutig sein muss. Mittels eines Editors geht das ganz einfach.
sudo nano /etc/hostname
In dieser Datei steht nur der bisherige Hostname "raspberrypi". Man tauscht ihn gegen den neuen Hostnamen aus, in meinem Fall "raspiweb". Mit <Strg> + X speichert man die Datei. Des weiteren muss man noch die Datei für die Namensauflösung editieren:
sudo nano /etc/hosts
Auch hier wird der Eintrag "raspberrypi" gegen den neuen Namen "raspiweb" ausgetauscht und mit <Strg> + X gespeichert. Jetzt braucht es nur noch einen Reboot:
sudo reboot
und der Pi meldet sich in der Konsole mit seinem neuen Namen.
Statische IP-Adresse vergeben
Für einen Betrieb als Web- oder Kamera-Server sollte man immer eine feste IP-Adresse für das LAN einstellen. Der Raspberry ist mit dem Wheezy-Image auf DHCP für Ethernet und WLAN eingestellt, d.h. der DSL-Router liefert eine IP-Adresse, welche sich theoretisch bei jedem Reboot ändern kann. Mit dem Befehl
ifconfig
kann die Einstellung des Pi angesehen werden (Adapter eth0):
BILD
Die Adresse kann durch editieren der Datei
sudo nano /etc/network/interfaces
geändert werden. Der Eintrag
iface eth0 inet dhcp
wird ersetzt durch den Eintrag für eine statische IP-Adresse:
iface eth0 inet static
address 10.0.0.59
netmask 255.255.0.0
gateway 10.0.0.253
Für die Adresse, Netzwerkmaske und den Gateway müsst Ihr die Werte eures eigenen LAN eingeben. Die Änderung werden im nano über <ctrl>O und <ctrl>X gespeichert. Anschliessend noch ein Reboot
sudo reboot
Nach dem Reboot kann mit
ifconfig
geprüft werden, ob die Änderungen erfolgreich waren.
Benutzer "Pi" umbenennen
Um das Hacken des Systems zu erschweren, sollte der Benutzer "Pi" umbenannt werden. Dies funktioniert nur, wenn man nicht als Benutzer "Pi" angemeldet ist. Der vorhandene Account "root" wird deshalb für diese Aktion benötigt.
sudo passwd root
Anschließend alle Benutzer am Raspberry abmelden und sich dann als Root-Benutzer mit dem eben eingerichteten Passwort wieder anmelden. Jetzt wird der Benutzer, sein Home-Verzeichnis und seine Rechte geändert:
usermod -l <newname> -d /home/<newname> -m pi
Die Gruppe, welche dem Benutzernamen entspricht, muss ebenfalls angepasst werden:
groupmod -n <newname> pi
Jetzt wird der Benutzer "root" deaktiviert:
passwd -l root
Nun sollte es keine Einträge mehr mit dem alten user "Pi" geben:
more /etc/passwd
more /etc/group
Jetzt kann man sich als "root" abmelden und als der neu umbenannte User wieder anmelden.